Bitte beantworten Sie sich die folgenden Fragen nach bestem Wissen und Gewissen:
Eins:
Haben auch Sie schon festgestellt, dass der durchschnittliche weiße Mensch redliche Anstrengungen unternimmt, Hautfarben, die sich von seiner eigenen unterscheiden, möglichst bildhaft zu beschreiben?
Interessanterweise werden dabei zumeist Begriffe verarbeitet, die mit Genussmitteln zu tun haben: Schokobraun, Cappuccinobraun, Karamell, Kakao, Mokka, Milchkaffee, Zartbitterschokolade, Nougat, Zimt und so weiter und so fort.
Am häufigsten fällt in diesem Sinnzusammenhang wohl der Begriff Schokobaby.
Lassen wir die Ursache für die Nutzung dieser Vokabeln einmal beiseite und fragen uns, warum derartige Kennzeichnungen nur Anwendung finden, wenn jemand dunkler ist als wir.
Würden Sie beim Konsum der Tagesschau ernsthaft überlegen, welcher Hautfarbe die Sprecherin ist, die offensichtlich weiße Vorfahren hat?
Würden Sie abwägen, ob sie eher kondensmilchweiß oder vanillepuddinggelblich daherkommt?
Wäre es ihnen wichtig? Und wenn nein, warum nicht?
Welche Farbe haben Sie denn selbst? Kokainweiß? Mayonnaise mit einem Schuss Gips? Alabaster mit mehligem Unterton? Eierschale? Mozzarella? Neutralbeige?
Störte es Sie, würde man Ihr Kind Margarinebaby nennen? Und wenn ja, warum?
Zwei:
Spielen Sie Schach? Ich behaupte von mir, es zu tun, bekomme aber immer wieder gesagt, ich benehme mich auf dem Brett, als handele es sich um Mensch ärgere dich nicht.
Das entzieht sich meiner Beurteilung.
Zum einen fände ich es unangebracht, mich spaßeshalber mit einem Spiel abzugeben, dessen Titel schon in Aussicht stellt, mich eventuell binnen kürzester Zeit über mich selbst aufregen zu müssen, zum anderen fehlt im Namen Mensch ärgere dich nicht das Komma nach Mensch.
Mehr braucht man nicht zu wissen.
Was mich betreffs des Schachspiels schon immer beschäftigt: Warum ist es traditionell so, dass, wer die weißen Figuren spielt, immer den ersten Zug setzen darf? Warum kommt Schwarz stets an zweiter Stelle? Und weshalb stört das nur mich?
Davon einen Hauch unabhängig, bietet uns Schach eine der beeindruckendsten weiblichen Alibifiguren der Geschichte: Ganz so, als wäre der König ein kleiner Depp, darf er sich nur um ein Feld nach links, rechts, vorne, hinten oder diagonal bewegen, und das noch nicht einmal immer.
Und während also der Herr sein Spielbein schont, erscheint er im Verhältnis zu Läufern, Türmen, Bauern und Springern, die schließlich sein wehrhaftes, kriegerisches Regiment darstellen, als echter Grobmotoriker ohne jegliche Power.
Ganz anders seine Gattin, die Dame, die beliebig weit in alle Richtungen schweben und das Brett eindeutig dominieren darf. Sie ist die stärkste Figur im Spiel.
Kommen Sie aber bitte nicht auf die irrige Idee, dies sei die Umsetzung des Konzepts der modernen Quotenfrau. Aufgabe der Dame im Schachspiel ist es ausschließlich, bei Bedarf auf dem schwarz-weiß karierten Altar geopfert zu werden, um den gegnerischen König mattzusetzen. Bleibt also alles, wie es sich gehört. Machen Sie den Schampus wieder zu.
Drei:
Es begibt sich vor einigen Monaten in Südafrika. Ein weißer Farmer geht entlang eines Flusses auf die Jagd und schießt bei dieser Gelegenheit auf zwei schwarze Menschen, die am gegenüberliegenden Ufer fischen.
Die Frau wird am Arm verletzt, der Mann bleibt unversehrt.
Die Aussage des Täters bei der Polizei lautet, er habe das Paar für Affen und Flusspferde gehalten.
Frage: Mit welchem Tier möchten Sie verwechselt werden, wenn man auf Sie anlegt und abdrückt?
Strengen Sie sich gefälligst an: Unter den besten Einsendungen verlose ich ein Kilo weißer Schokolade.
© Ruth Rockenschaub
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