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Wenn man vom Teufel spricht

Hand aufs Herz: Welches Verhältnis haben Sie zum Teufel? Ich meine nicht den mit Hörnern und Hufen, der unter einer blutenden Discokugel tanzt und nach Schwefel stinkt. Ich meine den in Ihrer nächsten Umgebung.


Ich bin ja der Meinung, dass es das jenseitige Konzept von Himmel und Hölle gar nicht gibt. Himmel und Hölle sind hier auf Erden, und wir sind mitten drin, ohne unseren Aggregatzustand großartig verändern zu müssen. Verlassen Sie sich bitte weder auf Gott noch Karma. Das führt zu generationsübergreifenden Missverständnissen, die man gleich hätte erledigen sollen.


Der Fürst der Finsternis ist immer und überall. Er ist ein skrupelloser, berechnender Drecksack. Wer an ihn glaubt, fällt seinem doppelten Spiel zum Opfer.

Und deshalb ist er so sexy und interessant. Der Bösewicht ist immer spannender als der Gute. Im Film, in der Musik, auf Bildern, im echten Leben oder in Romanen. Der Teufel ist geiler. Und er hat Stil. Der Gute ist vielleicht hübscher, trägt aber einen abartigen, blonden Seitenscheitel. Den will man nicht. Mit dem Teufel würde man in den Sonnenuntergang reiten. Alleine schon, um im Gegenlicht herauszufinden, warum er so abgrundtief verdorben ist.


Das kommt Ihnen bekannt vor? Sehen Sie! Und dabei sind wir noch nicht einmal tief in Ihre eigene Seele vorgedrungen. Das machen Sie dann selbst, bitte.


Schauen Sie jetzt lieber mal auf Ihr Smartphone. Und? Facebook? Instagram? WhatsApp? Aha! Diese drei Apps sind das Werk eines Teufels. Sie gehören Mark Zuckerberg.


Der war als Teenager so verklemmt, dass sich weder Frau noch Mann von ihm aufreißen lassen wollte. Deshalb hat er sich Facebook ausgedacht. Keinen Schimmer vom Leben, aber eine diabolische Idee. Das infernalische App-Trio ist so attraktiv, dass wir ihm unsere Daten und Gedanken schenken. Gratis. Die vermeintliche Gegenleistung ist keine. Sie besteht in einer angeblich besseren Bedienbarkeit unseres Alltagslebens. Suggestionsschrott.


Es geht um Raffgier und Manipulation. Zuckerberg rafft, wir werden am Nasenring durch die Arena geführt. Mark Zuckerberg hat keinerlei Moral. Und die Menschheit geht bei Fuß und steht stramm. Glückwunsch.


Kürzlich wurde ihm anlässlich eines Gesprächs, das er live geführt hat, vom Moderator ein Blatt Papier mit neun Bildern vorgelegt. Sie kennen das: Wenn Sie im Netz etwas bestellen oder downloaden wollen, kommt sehr oft eine Auswahl an Fotos und Sie müssen alle anklicken, auf denen, zum Beispiel, ein Auto zu sehen ist, oder ein Boot, um zu beweisen, dass Sie kein Roboter sind. Das ist, gelinde gesagt, genauso eine Frechheit wie an der Supermarktkasse gefragt zu werden: „Können Sie mal Ihre Tasche hochheben?“. Ich wünsche meine Tasche nicht hochzuheben und auch nicht, im Internet wie eine Gerätschaft angesprochen zu werden. Oder sehe ich aus wie eine dieser halbblinden elektrischen Grasfresserflundern, die durch Anwaltsgärten irren? Ätzend, anmaßend und aufdringlich.


Bei Zuckerberg waren es übrigens Ampeln. Er hat alles richtig angekreuzt und den Test bestanden, obwohl manche Leute sein Menschsein durchaus bezweifeln. Und hier ist es wenigstens angebracht.


Was war das nun? Ein grandioser Gag? Auf jeden Fall. Der war so gut, dass ich vor Neid gelb angelaufen bin! War er hilfreich? Nö. Denn leider gibt es keinen Test gegen den Teufel. Den kann man mit ankreuzen nicht identifizieren, wenngleich es ein schönes Bild wäre. Kreuz und so. Sie verstehen.


Was Gott und seine Propheten angeht, ist unser App-Mephisto ja ein gebranntes Kind. Was der schon alles wegen Blasphemievorwürfen von dieser Plattform entfernen lassen musste, geht auf keine Kuhhaut. In Pakistan hatte man gar einmal die Todesstrafe für Mark Zuckerberg gefordert, weil irgendjemand aus Deutschland auf Facebook öffentlich einen Mohammed-Zeichenwettbewerb ausgerufen hatte. Da hat der superreiche Satan aber schnell den Löschbutton betätigen lassen. Und danach musste er sich auf den Schreck hin erst einmal etwas gönnen.


Nun ist der Teufel selbstredend ein exorbitanter Ästhet und brauchte, mithilfe unser aller solidarischen Unterstützung, die ihn zu Reichtum gebracht hat, nicht lange zu suchen: Er beschenkte sich selbst mit einem höllisch großen Grundstück auf der zu Hawaii gehörenden Insel Kaua‘i. Vierzehn Millionen Quadratmeter.


Diese Gegend ist nicht weniger als das Paradies auf Erden. Eine Kultur, so alt und kostbar wie die samtgrünen, von Vulkanen gefalteten Bergrücken. Tiefe, melancholische Menschenseelen und ein magischer, magnetischer Spirit.


Das war natürlich vor ihm schon anderen aufgefallen. Historisch betrachtet haben die Briten, die Russen und auch die Franzosen im 19. Jahrhundert ihre gierigen Klauen nach den Hawai‘i-Inseln ausgestreckt. Und 1893 war es dann so weit, und die amerikanischen Zuckerbarone, die auf den Inseln beste Geschäfte machten, haben gewonnen. Ein schmissiger Putsch gegen die regierende Königin Lili‘uokalani, und mittlerweile ist Hawai‘i längst der fünfzigste Bundesstaat. Unter Besatzung der U.S.A. Nicht schön, aber eventuell auch nicht irreversibel. Wir werden sehen.


Celebritymäßig ist Mark Zuckerberg auf Kaua‘i in folgender Gesellschaft: Bruce Willis, Pierce Brosnan, Julia Roberts, Ben Stiller, Steven Tyler, John Travolta, Jack Johnson und Roseanne Barr. Beyoncé ist dann lieber gleich ein paar Inseln weiter südlich gezogen.


Die Probleme für Mark Zuckerberg, der als Teufel eigentlich über ausgebuffteste Advokaten verfügen müsste, ergaben sich nach dem Kauf: Überraschung! Es gibt mehrere eingeborene Eigner, deren Grundbesitz sich auf seinem Land befindet. Beziehungsweise umgekehrt. Und das seit Generationen. Der Leibhaftige musste tatsächlich klagen!


Vorne an der Straße hat der digitale Kolonialist, ganz präsidentiell, eine hohe Mauer ziehen lassen, um den Blick des Fußvolkes auf sein Leben zu verunmöglichen. Wer würde das besser verstehen als ich, aber vor Ort mag man das nicht sonderlich. Man ist eher auf die landesübliche Nachbarschaftlichkeit eingestellt, auf kukakuka und ho‘oponopono. Reden und Dinge in Ordnung bringen. Aber das beherrschen die Anwälte einer Kommunikationsplattform doch nicht.


Betreffs der Wasserseite seiner bescheidenen Unterkunft musste Mark zur Kenntnis nehmen, dass Wallanlagen, Mauern, Zäune und dergleichen nicht gestattet sind. Strände müssen in Hawai‘i für die Allgemeinheit zugänglich sein. Immer, überall und absolut ausnahmslos. Daran ist Silvester Rocky Stallone schon vor Jahren verzweifelt, als die Einheimischen seine Securitymuskelberge ausgelacht haben. Die patrouillierten am Strand und wollten Leute verscheuchen. Das klappt vielleicht auf Malle. Hier nicht.


Und es bleibt spannend: Da das Land, ‘Āina, in der Gegend die Bedeutung von Großeltern hat, ihm also menschliche Wesenszüge innewohnen, wird interessant sein, wie sich das künftig auf des Teufels Großmutter auswirken wird. Oder verkauft er nur ihre Daten?


Und das ist der Punkt, an dem ich anfange, mir wirklich Gedanken über Herrn Zuckerberg zu machen. 54% aller Amerikaner hassen ihn mittlerweile. Dagegen steht Elon Musk mit seinen 23% da wie ein Sonntagsgottesdienst. Was ist ein Teufel noch wert, wenn er nichts ausrichten kann und ihn keiner mehr haben möchte? Bis auf den gegenwärtigen Papst, den er so gern besucht. Und dann noch die Sache mit den Haien:


Mark Zuckerberg surft gern in den pazifischen Wassern vor seinem Grundstück. Er benutzt dafür ein Hydrofoil Board. Das sind diese Konstruktionen, die einem wasserscheuen Unterweltler wie ihm sehr entgegenkommen, weil sich das Surfbrett einen halben Meter über die Wellen erhebt. Sieht aus wie ein Bügelbrett mit Milliardär oben drauf. Und zwar Milliardär mit Fußfessel. Nein, kriminell ist er nicht, also, nicht verurteilt… Aber offenbar ist sein diabolischer Machtradius inzwischen leicht eingeschränkt, und er muss ein Ding tragen, das akustische Signale aussendet, die Haie verschrecken. Angeblich.


Warum hat ihm niemand gesagt, dass es den heimischen Tigerhaien völlig pillepalle ist, ob er irgendein elektronisches Gepiepse verstrahlt oder nicht. Das Ding ist so wirksam wie Aspirin gegen Größenwahn. Die Jungs und Mädels, die in diesen Breiten bedeutend häufiger vorkommen als weiße Haie, paddeln auch nicht kurz vorbei, um, sagen wir mal, einen Biss von Arm oder Bein zu nehmen. Oh, nein: Tigerhaie schlucken in einem Stück. Da bleibt gar nichts mehr übrig. Mit Glück spucken sie das Surfboard wieder aus. Ist aber auch eher unwahrscheinlich.


Darüber hinaus, und das ist noch viel wichtiger, gibt es auf diesen Inseln ausgesprochen zahlreiche Hai-Götter. Haie sind die bedeutendsten Tiere im Schöpfungsmythos Hawai‘is. Sie sind die Wächter der Meere, Träger geistiger und seelischer Kraft und: “He manō holo ‘āina ke ali‘i ”. Der König ist ein Hai, der auf dem Land reist. Mehr Respekt geht in der Gegend nicht – wenn man Bescheid weiß. Wenn man nicht Bescheid weiß, wird es vielleicht brenzlig.


Es ist bekannt, dass Mark Zuckerberg ausschließlich Fleisch von Tieren isst, die er eigenhändig getötet hat. Mit Pfeil und Bogen oder Speer. Wenn es mal nicht so gut klappt, kauft er sein Steak beim Schlachter in Kalaheo. Aber das haben Sie nicht von mir.


Unbekannt hingegen ist, wie viele Schweine, Hühner und Chihuahuas er schon massakriert hat, aber er sollte erfahren, und hier macht es sich bezahlt, dass er, wie ich höre, meine Beiträge regelmäßig auf der SoundCloud anklickt, dass es unter den Haigöttern ein ähnlich veranlagtes Exemplar gibt, das ihn jedoch bei weitem übertrifft, auch wenn unser ambitionierter Antichrist das nicht gern zur Kenntnis nehmen wird. Name: Nanaue. Außenherum ein Mensch im T-Shirt. Unter dem T-Shirt, hinten, zwischen den Schulterblättern, ein Haischlund. Originalgröße. Und der junge Mann lechzt nach Menschenfleisch. Er bewegt sich, göttlich unerkannt und mitten unter uns, am Meer, im Meer und auch darauf, und sobald er nahe genug kommen kann, attackiert er mit dem tödlichen Rückenmaul. Zwanzig Reihen scharfer Zähne. Und, Mark, auf Deinen Surffotos ist immer so ein merkwürdiger Typ dabei, der in dem schwarzen Schlauchboot, das Dein Brett rauszieht. Hast Du den schon mal mit nacktem Oberkörper gesehen? Von hinten? Ich frag‘ ja nur.


© Ruth Rockenschaub

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